Themenabend: Medienerziehung in der Familie
Unser Themenabend am 11. Juni versprach praxisnahe Unterstützung für Eltern von Kindergarten- und Grundschulkindern rund um das Thema Medienbildung. Ziel war es, Orientierung zu geben und Wege aufzuzeigen, wie Medienerziehung im Alltag gelingen kann.
Präsentation des Abends
Die Präsentation von Khalid Asalati gibt es hier als Download im PDF-Format
Zusammenfassung des Abends
Am 11. Juni 2025 fand im Kinderzentrum Schneidheiner Straße in Frankfurt am Main eine Informationsveranstaltung zum Thema Medienbildung für Familien mit Kita- und Grundschulkindern statt. Veranstalter war der Gesamtelternbeirat (GEB) der städtischen Kinderzentren. Der Abend wurde von Thomas Krohn, dem Vorsitzenden des GEB, eröffnet, die Moderation übernahm Malika Aghsain. Referent war der Medienpädagoge Khalid Asalati, der aus seiner beruflichen Erfahrung und auch als Vater berichtete. Ziel der Veranstaltung war es, Eltern Orientierung im Umgang mit digitalen Medien zu geben, sie für die Chancen und Herausforderungen zu sensibilisieren und konkrete Anregungen für den Familienalltag zu vermitteln.
Bereits zu Beginn wurde deutlich, dass nahezu alle anwesenden Eltern Konflikte rund um das Thema Mediennutzung kennen. Das betrifft unter anderem die Bildschirmzeit, Inhalte, die konsumiert werden, oder den Einsatz von Medien beim Essen. Der Referent machte Mut: Solche Auseinandersetzungen sind normal und sogar wichtig, weil sie Teil eines Erziehungsprozesses sind. Kinder lernen durch Aushandlung, durch Grenzen – und durch Vorbilder.
Im Verlauf des Abends wurde die Medienwahrnehmung von Kindern in verschiedenen Altersstufen beleuchtet. Bei den ganz Kleinen (unter drei Jahren) verarbeiten Kinder Reize überwiegend passiv, weshalb hier von digitalen Inhalten eher abgeraten wird. Bilderbücher, gemeinsames Erzählen und sinnliche Erfahrungen stehen im Vordergrund. Ab etwa drei Jahren beginnen Kinder, Medien gezielt wahrzunehmen. Sie lieben einfache, sich wiederholende Geschichten und schöpfen daraus Sicherheit. Mit fünf bis sechs Jahren entwickeln Kinder bereits erste eigene Vorlieben, stellen zunehmend Fragen zu Medieninhalten und beginnen, Geschichten bewusst zu verstehen. Im Grundschulalter erweitern sich das Verständnis, die Fähigkeit zur Einordnung und die mediale Ausdrucksfähigkeit deutlich. Kinder nutzen Medien dann auch selbstständiger, etwa für Lern-Apps oder Recherche. Gerade bei älteren Kindern dienen Medien oft auch zur sozialen Orientierung: Was geschaut oder gespielt wird, kann zum Statussymbol innerhalb der Peergroup werden.
Zum Thema Bildschirmzeit verwies Asalati auf Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation. Demnach sollten Kinder zwischen zwei und fünf Jahren maximal 30 Minuten täglich vor einem Bildschirm verbringen, Kinder zwischen sechs und neun Jahren etwa eine Stunde. Bei älteren Kindern empfiehlt sich eine Wochenregel: etwa eine Stunde Bildschirmzeit pro Lebensjahr und Woche, die frei eingeteilt werden kann. Diese Zeitangaben beziehen sich ausdrücklich auf visuelle Medien – Hörspiele oder Musik zählen nicht dazu. Entscheidend sei jedoch immer auch, welche Inhalte konsumiert werden und wie dieser Konsum in den Alltag eingebettet ist. Eine pauschale Formel könne es nicht geben.
Ein wichtiges Thema des Abends war die Qualität von Medieninhalten. Asalati riet Eltern, sich an öffentlich-rechtlichen Angeboten wie dem KiKA zu orientieren, da diese pädagogisch geprüft und in der Regel kindgerecht sind. Hilfreich sei auch die Plattform „Flimmo“, die Sendungen nach Alter und Inhalt bewertet. Unabhängig von der Bewertung durch Dritte gelte: Eltern sollten Sendungen mit ihren Kindern anschauen, gemeinsam über Inhalte sprechen und so deren Medienkompetenz stärken.
Die Nutzung von Streaming-Diensten oder Plattformen wie YouTube stelle Eltern vor neue Herausforderungen, da Kinder dort unbegrenzt Inhalte konsumieren könnten. Es wurde empfohlen, Medienzeiten möglichst zu ritualisieren, technische Hilfsmittel wie Timer oder Kindersicherungen zu nutzen und die Nutzung klar zu begrenzen. Dabei hilft es, Mediennutzungsregeln gemeinsam mit dem Kind zu vereinbaren – zum Beispiel mithilfe eines Mediennutzungsvertrags.
Ein zentrales Thema war die Vorbildfunktion der Eltern. Kinder beobachten genau, wie Erwachsene mit Medien umgehen – etwa ob beim Essen das Smartphone auf dem Tisch liegt oder ob Eltern selbst pausenlos online sind. Deshalb sei es wichtig, medienfreie Zeiten bewusst einzuplanen und als Familie gemeinsam offline zu sein. Auch das erste eigene Smartphone war Thema. Der Übergang zur weiterführenden Schule wurde als geeigneter Zeitpunkt beschrieben. Dabei sei entscheidend, dass Kinder langsam an die Nutzung herangeführt werden, mit technischen Schutzfunktionen und klaren Regeln. Es gehe darum, digitale Selbstständigkeit zu begleiten, nicht einfach „freizugeben“.
Besonders betont wurde der Wert aktiver Mediennutzung. Wenn Kinder selbst kreativ werden – etwa ein Hörspiel aufnehmen, ein kleines Video drehen oder Fotos gestalten – fördert das ihre Medienkompetenz deutlich stärker als reiner Konsum. Medien sollten nicht nur als Unterhaltung verstanden werden, sondern als Mittel zur Ausdrucksfähigkeit. Gleichzeitig wurde vor Risiken wie Cybermobbing, Werbung durch Influencer oder Suchtpotenzial gewarnt. Gerade Plattformen wie TikTok oder Instagram, die früh einen enormen Einfluss auf Kinder und Jugendliche ausüben können, erfordern eine besonders bewusste Begleitung.
Zum Abschluss wurde noch einmal deutlich: Medien gehören zum Alltag von Familien – und das ist in Ordnung. Wichtig ist, dass Eltern mit ihren Kindern im Gespräch bleiben, Regeln gemeinsam entwickeln, Konflikte aushalten und Vorbild sind. Kinder brauchen keine perfekte Medienerziehung, sondern verlässliche Orientierung, Nähe und Austausch. Wer als Familie bewusst über Medien spricht und sie gemeinsam nutzt, legt damit eine wichtige Grundlage für einen gesunden Umgang mit der digitalen Welt.